Die Bootswerft Heistracher: mehr als 100 Jahre Bootsbautradition am Chiemsee

Die Tradition der Heistracher-Werft geht bis auf das Jahr 1890 zurück, als Franz Stöffl auf der Nordseite der Fraueninsel einen Betrieb gründet, wo er alle Arten von Holzarbeiten ausführt und auch Lastkähne und Plätten für das Kloster, die Insel­bewohner und Fischer herstellt. Im Jahr 1912 tritt sein Schwiegersohn Sepp Heistracher in den Betrieb ein und schon bald kommen erste Vergnügungsboote aus der Werft, sowohl Jollen, Jollenkreuzer und Kielyachten, 1927 ein Seefahrtskreuzer mit 14m Länge, als auch Motorboote, darunter eines mit Flugmotor mit 75 km/h Höchstgeschwindigkeit.

1947 - eine neue Ära beginnt

1947 übernehmen seine Söhne Sepp und Richard den Betrieb. Sie liefern zuerst Chiemseeplätten und erfolg­reiche 20qm-Rennjollen, deren Bau des über 8m langen Rumpfes mit nur 10mm Plankenstärke zur höchsten Boots­baukunst zählt. Weil die Werft gegenüber neuen Werkstoffen und Bauweisen immer schon aufgeschlossen war, entwickeln die Brüder für die jetzt lieferbaren leistungsstarken amerikanischen Bootsmotoren leichte und elegante Sportboote und geräumige Kajütboote aus dem neuen wasserfesten Bootsbausperrholz, während viele andere Werften noch schwere Massiv­holzboote bauen. Auch mehrere Wasserwachtboote bewährten sich bei ihren Einsätzen. Kleine Motorboote für das Autodach in der damals revolutionären form­verleimten Bauweise entstehen in großer Zahl. Ausgefallene Aufträge sind die Lieferung von 20 Proprider-Renn­booten nach Rhodesien und 12m lange Vorsteven für hölzerne Mienensuchboote der Bundesmarine an eine Bremer Werft. Einige Jollen werden sogar nach Amerika verschickt.

1957 - Beginn des Baus von Elektrobooten

Als die Motorbootgenehmigungen in Süddeutschland reduziert werden entwickelt die Heistracher-Werft als Alternative schon 1957 spezielle Boote für Elektroantrieb mit widerstandsarmen Verdrängerrümpfen. Anfangs aus der bewährten Sperrholzbauweise, werden die Boote ab 1962 auch aus dem neuen stabilen und kostengünstigen Glasfaser-Kunststoff angeboten, auch die Kombination daraus mit Mahagonideck auf Kunststoffrumpf. Viele dieser Boote sind nach über 40 Jahren als Leihboote immer noch im täglichen Einsatz. Auch die Fa. Siemens betreibt ein Elektroboot schon ab 1965 zu Forschungs­zwecken mit der heute wieder aktuellen Brennstoffzellentechnik.

1986 - Moderne Zeiten

Nach dem Eintritt von Peter Heistracher 1986 in vierter Generation wird das Lieferprogramm erweitert auf schnelle Rennyachten und -Jollen in Kohlefaser-Sandwich, robuste Arbeits- und Rettungsboote in Glasfaser und auch Formteile und Sonderkonstruktionen in allen Werkstoffen.
 

Die Boote der Heistracher-Werft im Wandel der Jahrzehnte

Ein kleiner Querschnitt aus dem Schaffen der Heistracher-Familie im Lauf der Jahrzehnte.